Freiburg, 11.09.2015. Die Verantwortlichen der katholischen und evangelisch-reformierten Kirchen des Kantons Freiburg rufen ihre Pfarreien, Kirchgemeinden und religiösen Gemeinschaften dazu auf, ihre Türen und Herzen für die Flüchtlinge zu öffnen, die sich derzeit in den kantonalen Durchgangszentren befinden. Mit dem Projekt, das unter dem Namen „Mein Nächster – ein Geschenk Gottes“ steht, wollen die KirchenvertreterInnen Wohnraum sowie Begleitung für Flüchtlinge organisieren. „Dadurch soll ein menschenfreundlicher Empfang dieser Brüder und Schwestern aus allen Traditionen und Religionen ermöglicht werden, die nach einer langen Reise in die Fremde mit grossen Unsicherheiten konfrontiert sind“, so der Projektflyer.
Tag der Offenen Tür im Point d'Ancrage (Juni 2015)
„Wir alle müssen uns engagieren, damit auf
dieser Welt sich die Spielregeln ändern zugunsten der Ärmsten, der Ausgegrenzten,
der Leidenden", so die Adjunktin im Bischofsvikariat Marianne Pohl-Henzen auf
einer Pressekonferenz am Freitag. Mit dem Hinweis auf die biblische Botschaft
der Offenheit und Nächstenliebe habe man sich daher zu einem ökumenischen und
zweisprachigen Aufruf der Kirchen im Kanton Freiburg entschlossen, um an der
Basis, d.h. in den Pfarreien/Kirchengemeinden und Orden, Partner zu finden, die
Flüchtlingen Unterstützung bieten können. Die katholischen Vertreter erinnerten
auch an den Appell des Papstes, der am 6. September alle Pfarreien aufrief,
Flüchtlingsfamilien aufzunehmen.
Zusammenarbeit mit dem Kanton Freiburg
Unterstützt werden die Kirchen dabei von
der Direktion für Gesundheit und Soziales des Staates Freiburg. Ähnlich wie
beim Projekt von Freiburger Bürgerinnen und Bürgern „Wagen wir Gastfreundschaft",
das die Unterbringung von Flüchtlingen in Privathaushalten fördert, hat die
zuständige Staatsrätin Anne-Claude Demierre ihre Unterstützung und
administrative Hilfe zugesagt.
Konkret rufen die Kirchen dazu auf,
Unterkunftsmöglichkeiten in Wohnungen oder Gebäuden der jeweiligen Pfarreien/Kirchgemeinden
oder Orden zur Verfügung zu stellen. Raum könne entsprechend erschlossen oder
umfunktioniert werden. Flüchtlinge bzw. Flüchtlingsfamilien sollen möglichst
6-12 Monate kostenlos untergebracht werden. Die KirchenvertreterInnen betonten
aber, dass es nicht nur um die Unterbringung gehe, sondern auch um eine
angemessene Begleitung: „Nach einem langen Weg der Angst und Unsicherheit sollen
die Menschen endlich wieder an einem Ort integrieren und Halt finden können.
Dies ist vor allem für Kinder im Schulalter wichtig", so der Aufruf. Daher
sollen Begleitgruppen in den Pfarreien/Kirchgemeinden und Orden gebildet
werden, die auch für den Staat zu Ansprechpartnern werden.
Nicht nur Wohnraum, sondern auch Begleitung
Damit die Integration gelinge, brauche es
ein vielfältiges Angebot: Sprachkurse, gemeinsames Erkunden des Alltagslebens,
Sport- und Freizeitangebote, Mittagstische, Begegnungsangebote, Austausch und
Gespräch, Spielprogramme für Kinder, Beratung im Umgang mit Behörden,
Patenschaften für minderjährige alleinstehende Jugendliche, so die Anregungen
der Kirchen.
In der nächsten Woche werden Flyer zum
Projekt mit Angaben zu Kontaktpersonen in den Kirchen aufgelegt und eine
entsprechende Mitteilung in den Gottesdiensten verbreitet werden. Konkrete
Absprachen erfolgen dann in Absprache mit der ORS Service AG, die in Freiburg
mit der Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen betraut ist. „Dieser
Appell ist wirklich dringend und wichtig. Wir bitten Sie, alles dafür zu tun,
damit wir lebendige, offene und aufnahmefreudige Gemeinschaften sind und
bleiben", so der Aufruf der Kirchen.
Christina Mönkehues,
Informationsbeauftrage des Bischofsvikariats Deutschfreiburg