Zu einem ökumenischen Bibeltag versammelten sich am Samstag knapp 30 reformierte und katholische Teilnehmende im Bildungszentrum Burgbühl, St. Antoni. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Vom Geist Gottes erfüllt – Ringen um Gemeinschaft damals und heute“ und wurde von der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg und der katholischen Kirche Deutschfreiburgs organisiert.
Bilder: C. Mönkehues
„Aggiornamento – as taaget" – so hiess das Schlagwort
des Zweiten Vatikanums, das vor 50 Jahren die katholische Kirche in einen Dialog
mit der Moderne sowie den anderen Konfessionen und Religionen brachte. „Aber
Aggiornamento, ist auch ein Motto für das Bibellesen", so erläuterte Norbert
Wysser, Mitglied der Vorbereitungsgruppe. Immer wieder ginge es darum, die
Bibel mit der Lebenswelt der Menschen heute in Verbindung zu bringen und zu
fragen, was die biblische Botschaft heute für uns bedeute.
Unterschiedliche
Herangehensweisen
Auf welch vielfältige Weise man an den Bibeltext
herangehen kann, erlebten die Teilnehmenden in sieben Ateliers, die von
Referentinnen und Referenten beider Konfessionen gestaltet wurden. Norbert
Wysser präsentierte eine Methode, die von lateinamerikanischen Basisgruppen
inspiriert ist, welche er während eines Theologiestudiums in Argentinien
erleben durfte. „Mit meinen Lebenserfahrungen komme ich zum Bibeltext, lasse
mich davon inspirieren und wieder meinen Alltag beeinflussen. Das kommt auch
der Bibel entgegen: Es wird ja nichts anderes erzählt als Lebensgeschichten von
Menschen, die mit Gott unterwegs sind, von Menschen die Freude und Sorgen
haben, die sich trennen und versöhnen, von fragenden Menschen und solchen, die
Antworten finden. Das pralle Leben."
Ökumenisches Potential
Das Potential für die Ökumene betonte Katja Wissmiller
von der Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen
Bibelwerks in Zürich. Obwohl der von ihr vorgestellte Zugang, die meditative
Lectio Divinia, schon auf die Wüstenväter zurückgehe, hätte der Wert der
Bibellektüre wiederentdeckt werden müssen: „Erst die Reformation bzw. das
Zweite Vatikanum haben wieder ins Bewusstsein gerufen, dass die Bibel allen
zugänglich ist und dass man mit Gott in der Bibel ins Gespräch treten kann –
unabhängig von Institutionen und Fachpersonal."
Kreative Auseinandersetzung
Anschaulich wurden die Reisen des Apostels Paulus
anhand von Kartenmaterial, das Sabine Handrick (Pfarrerin der Reformierten
Kirchgemeinde Düdingen) für ihre Bibellektüre „auf Augenhöhe" heranzog. Aber
nicht nur Lektüre, sondern auch die eigene Kreativität war von den
Teilnehmenden gefordert. Christina von Roedern, reformierte Pfarrerin in
Murten, liess im Bibliolog die Anwesenden in verschiedene Rollen schlüpfen und
somit die Bibelgeschichte neu mit Leben füllen. Auch Rita Pürro Spengler
(Katholische Fachstelle Erwachsenenbildung QuerWeltEin) eröffnete im
Bibliodrama neue Perspektiven auf bekannte Texte durch Raum, Sprache und Spiel.
Dass Bibeltexte auch in Bewegung gebracht werden können, zeigte Daniela Jungo (Heilpädagogin,
Cressier) in der Anleitung von Kreistänzen zum Thema „Gemeinschaft".
Gemeinschaft erleben
Inhaltlich waren die Fragen präsent, die auch heute
den ökumenischen Dialog prägen: Was macht Gemeinschaft aus? Wie gehen wir mit
Unterschieden um? Was verbindet uns? Gerade in der Apostelgeschichte wird
deutlich, dass diese Auseinandersetzung schon am Anfang des Christentums steht.
Dass aber ökumenische Gemeinschaft nicht nur in
Papieren verhandelt werden soll, sondern in Gemeinschaft erlebbar ist, war in
den Gesprächen spürbar. „Es ist doch eine Bereicherung, wenn man zusammen lesen
kann" – so eine Erkenntnis des Tages. „Man merkt, dass man nicht alleine auf
dem Weg ist", so Ilsemarie Cottier (Freiburg) und Anita Staub (Meyriez). „Die
Gemeinschaft, die Gespräche auf tiefer Ebene und der Humor waren
beeindruckend." Und welches Fazit lässt sich für die Ökumene ziehen? „Das
Bibellesen ist ein guter Zugang. An der Basis ist die Ökumene oft schon fast
selbstverständlich. Schliesslich muss man sich bewusst sein, dass diese Grenzen
von Menschen gezogen wurden. An uns ist es auch, sie abzubauen."
Mit de Bübla i d’Stùba: Apostelgeschichte
Für alle erfahrenen Bibelleser und alle Neueinsteiger
steht das nächste Bibelprojekt schon in den Startlöchern: „Mit de Bübla i
d’Stùba", ein Vorhaben, das beim ökumenischen Bibeltag schon von Rolf
Maienfisch (Chabrey) präsentiert wurde, beginnt am ersten Advent mit der Lektüre
der Apostelgeschichte. Am Sonntag, den 30. November, um 16.00 Uhr findet eine
ökumenische, zweisprachige Auftaktveranstaltung im Kollegium Gambach, Freiburg,
statt. In einer szenischen Lesung und einem musikalischen Teil der Gruppe PUSH
(Pray Until Something Happens) wird die Apostelgeschichte lebendig.
Anschliessend findet ein Apéro statt. Wer im neuen Lesejahr mitmachen möchte
und noch eine Bibelgruppe sucht, kann sich an Rita Pürro Spengler wenden (bueblaidstuba@bluewin.ch).
Hefte mit dem Bibeltext und Anleitungen zur Gestaltung der Treffen liegen ab
dem 1. Advent in den Kirchen aus.
Christina Mönkehues,
Informationsbeauftrage des Bischofsvikariats Deutschfreiburg
Publiziert: 17.11.2015
Weitere Informationen:
Rita Pürro Spengler, Fachstelle
Erwachsenenbildung Querweltein
026 495 11 24
bildung@kath-fr.ch