Freiburg, 19. Juni 2017. Ein gutes Jahr lang hat die Pastoralplanungskommmission der katholischen Kirche Deutschfreiburg mit allen Gremien intensiv gearbeitet, um für die Pastoral der Region neue Strukturen auszuarbeiten. Entstanden ist eine einheitliche Beschreibung aller Organe, die u.a. vorsieht, das Dekanat Petrus Kanisius aufzulösen und Deutschfreiburg zu einer Bistumsregion umzugestalten.
«Wir sitzen
nicht im Elfenbeinturm. In der Kirche arbeiten wir in einem umfeldorientierten
System und müssen uns regelmässig fragen, ob unsere Strukturen zielführend für
unsere Arbeit sind», erklärt Melchior Etlin, Lehrgangsleiter am Institut für
Verbands-, Stiftungs- und Genossenschaftsmanagement der Universität Freiburg (VMI).
«Wir haben nicht alles neu gestaltet, sondern überprüft, was gut funktioniert
und was verändert werden sollte», so Etlin, der als Mitglied der
Pastoralplanungskommission die Ausarbeitung neuer Strukturen intensiv begleitet
hat.
Seit 2014
widmet sich das Bischofsvikariat Deutschfreiburg unter dem Stichwort «Prozess»
einer genauen Analyse, Auswertung und Veränderung der Pastoral in
Deutschfreiburg. «Es gibt drei Kernpunkte», betont Marianne Pohl-Henzen,
Adjunktin im Bischofsvikariat. «In den Seelsorgeeinheiten werden derzeit
Pastoralpläne ausgearbeitet, die die kirchliche und gesellschaftliche Situation
vor Ort analysieren und die inhaltliche Schwerpunkte für die Pastoral der
nächsten Jahre festlegen sollen. Daneben gibt es Vorgaben des Bistums bezüglich
der Personalplanung, die wir umsetzen, z.B. mit der Rochade der Priester in den
nächsten Monaten. Die Strukturplanung ist das dritte Element. Wir haben
gemerkt, dass die Gremien teilweise nicht mehr so funktionierten, wie es in der
Strukturbeschreibung aus dem Jahr 2000 angedacht war. Es wurde Zeit für eine
Überarbeitung.»
Schaffung einer Bistumsregion
Deutschfreiburg
Eine der
wichtigsten Änderungen ist sicherlich die Auflösung des Dekanats Petrus
Kanisius, das geographisch deckungsgleich ist mit dem Gebiet des
Bischofsvikariats Deutschfreiburg. Das Amt des Dekans ist seit 2014 vakant. An
die Stelle des Dekanats tritt nun neu die «Bistumsregion Deutschfreiburg».
«Erst einmal ist dies einfach eine geographische Beschreibung für unser Gebiet,
das aus sechs Seelsorgeeinheiten und der Pfarrei Jaun besteht», erklärt
Marianne Pohl-Henzen. Allerdings sei die Schaffung einer solchen Bistumsregion
auch eine Reaktion auf die Überlegungen der letzten Jahre, das Dekanat Petrus
Kanisius zu erhalten und nur noch einen zweisprachigen Bischofsvikar im Kanton
Freiburg einzusetzen. «Deutschfreiburg wäre dann das einzige deutschsprachige
Dekanat von sechs Dekanaten insgesamt und liefe dabei Gefahr, nicht ausreichend
wahrgenommen zu werden», erklärt Marianne Pohl-Henzen. Die neue Regelung
bestärke, dass man die eigenständige Verwaltung des deutschsprachigen Gebiets
anerkenne und diesem Teil weiter Sorge trage – im Kanton wie im Bistum.
Neu
eingerichtet wird ein Bischofsvikarsrat als zentrales Führungsgremium, in
welchem der Bischofsvikar und die Adjunktin sowie Delegierte der Priester,
Laienseelsorger, des Pastoralrats (Vertreter Seelsorgeräte der
Seelsorgeeinheiten) und der Vereinigung der Pfarreien (Vertreter der
Pfarreiräte) einsitzen. Dieses Gremium trifft sich sechsmal pro Jahr und trägt
Mitverantwortung für die Pastoral der Bistumsregion. «Wie es auch für das
Bistum einen Bischofsrat gibt, wollten wir ein Gremium, das wichtige Themen mit
dem Bischofsvikar bespricht und beschliesst», erklärt Melchior Etlin. Der
Bischofsvikarsrat löst die Pastoralplanungskommission ab und das
Bischofsvikariat versteht sich als Geschäftsstelle, die die Beschlüsse des Bischofsvikarsrats
ausführt, aber sich natürlich auch in dieses Gremium einbringen kann.
Bessere Vernetzung unter den Seelsorgenden
Einige
Änderungen sind aber auch Resultat der Erfahrungen des derzeitigen
Bischofsvikars Alain de Raemy, der es immer bedauerte, nicht direkt und
regelmässig mit den verantwortlichen Priestern (Pfarrmoderatoren) der
Seelsorgeeinheiten in Kontakt zu sein. Daher habe man nun einen «Rat der
Pfarrmoderatoren» eingerichtet, der zum regelmässigen Austausch und zur
besseren Koordination unter den Seelsorgeeinheiten führen soll. Zusätzlich
besucht der Bischofsvikar einmal im Jahr jede Seelsorgeeinheit, um mit den
Seelsorgeteams vor Ort im Gespräch zu sein.
Erhalten
bleibt die Versammlung der hauptamtlichen Seelsorgenden (früher: Dekanatsversammlung),
die die Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laienseelsorgenden fördern soll
und die in wichtigen pastoralen und personellen Fragen weiter Mitspracherecht
hat, aber nur noch dreimal pro Jahr tagt und von Mitgliedern des
Bischofsvikarsrats geleitet wird.
Veränderung einzelner Gremien
Jedes derzeit
bestehende Gremium hatte sich im letzten Jahr mit den eigenen Strukturen
auseinandergesetzt, konnte Veränderungen vorschlagen und Ideen einbringen. So
hatten sich auch Gremien dafür entschieden, ihre Ausrichtung zu verändern, wie
z.B. der Personalrat. Während früher einzelne Personalentscheide in dieser
Gruppe besprochen wurden, werde man sich dort nun eher mit den allgemeinen
Arbeitsbedingungen beschäftigen. «Einzelne Personalentscheidungen müssen vor
allem vor Ort im Seelsorgeteam und mit den Pfarreiräten besprochen werden»,
unterstreicht Marianne Pohl-Henzen. Andere Gremien haben sich entschlossen,
ihre Zusammensetzung zu verkleinern, z.B. der Pastoralrat, in dem nur noch jeweils zwei
ehrenamtliche VertreterInnen der Seelsorgeräte der Seelsorgeeinheiten einsitzen
werden. Oder die Sitzungsfrequenz wurde verändert. So treffen sich die
FachstellenleiterInnen mit der Adjunktin nun monatlich zu kürzeren Treffen
statt bisher viermal pro Jahr.
Weiteres Vorgehen
«Es erscheint mir sehr wichtig, dass
wir nicht nur einzelne Kästchen im System ohne Beziehung zueinander sind»,
stellt Melchior Etlin fest. «Wenn wir es schaffen, gemeinsam als Kirche besser
zusammenzuarbeiten und damit gemeinsam am Reich Gottes zu bauen, können wir mehr
Synergien nutzen und gemeinsam pastorale Projekte umsetzen. Dafür müssen wir
uns regelmässig austauschen und voneinander wissen.» Dazu tragen nicht nur die
Sitzungen bei, sondern auch der Kommunikationsfluss, der im neuen
Strukturpapier für jedes Gremium festgelegt ist.
Auch Bischofsvikar Alain de Raemy, der
in der Schweizer Bischofskonferenz für die Kommission Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, liegt die Vernetzung und der Informationsfluss am Herzen: „Es
ist viel wichtiger, den ständigen Kontakt zu pflegen, anstatt erst an grossen
Versammlungen Geschehenes oder Ungeschehenes klären zu müssen. Die Strukturen
sollen diese fortlaufenden Absprachen erleichtern und dem Bischofsvikar
ermöglichen, seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besser kennenzulernen. Ich
freue mich für meinen Nachfolger, dass wir diese neue Arbeitsweise vor seinem
Amtsantritt verabschieden werden können. Und ich danke allen Haupt- und
Ehrenamtlichen für ihr Wohlwollen und ihre Dienstbereitschaft. Gott segne den
Dienst der katholischen Kirche an allen Menschen in unserer schönen deutschsprachigen
Bistumsregion!"
Die neuen Strukturen werden am 28. Juni
dem Bischofsrat zur Bestätigung vorgelegt, der schon laufend über das Vorgehen
informiert wurde. Sie treten dann Anfang September 2017 in Kraft, wenn der neue
Bischofsvikar P. Pascal Marquard sein Amt antritt. «Natürlich müssen sich die
Strukturen in der Praxis bewähren», so Marianne Pohl-Henzen. Daher habe man
sich für einen Testzeitraum von drei Jahren entschieden, nach welchem
eventuelle Anpassungen vorgenommen werden.
Beim zweiten Tag der offenen Tür in den
neuen Räumlichkeiten der katholischen Kirche im Kanton Freiburg werden die
Strukturen noch einmal vorgestellt und Fragen geklärt werden: Am 30. Juni 2017
von 14.00 bis 19.00 Uhr auf dem Boulevard de Pérolles 38. Der Vortrag von
Melchior Etlin zu den neuen Strukturen in der Bistumsregion Deutschfreiburg
wird um 17.00 Uhr beginnen.
Christina
Mönkehues-Lau, Informationsbeauftragte des Bischofsvikariats Deutschfreiburg
Die Strukturen (Stand: 19. Juni; Organigramm und Beschreibung) finden Sie oben zum Download als pdf
Tag der offenen Tür am 30.
Juni